Vorbildliche Sanierung 2015

Anschrift: Zargleben Nr. 2
Eigentümerin: Mariann von Redecker
Die Jury:
Kerstin Duncker, Ralf Pohlmann, Jürgen Weinhold, Ilka Burkhardt-Liebig
Restaurierung von Schablonenmalerei in einer Wohnstube mit ehem. Schlafkammer in einem Vierständer Hallenhaus in Zargleben Nr. 2 (Gemeinde Luckau) von 1799

Die Hofstelle Zargleben Nr. 2 liegt am Rand zum historischen Rundling und ist eine ehemalige Brinksitzerstelle. Die Hofstelle zeigt mehrere Umbau- und Erweiterungsphasen. Die Hauptanlage, ein kleines Vierständer-Hallenhaus, stammt aus dem Jahr 1799 und ist der älteste Teil der Hofanlage.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (ca. 1880/90) wurden erste Umbauten vorgenommen (2. Bauphase), der Dachstuhl wurde erneuert und zwei kleinere Erweiterungen hinzugefügt. So gehören der kleine Anbau an der südlich gelegenen Kübbung zu dieser Phase und eine kleine Erweiterung am nördlich gelegenen Wohnteil. Im Innern entstand in dieser Zeit eine Schlafkammer als Erweiterung der Stube und Schablonenmalereien in Stube und Schlafkammer. Die ohne Rahmen im Fachwerk angeschlagenen Fenster der Stube sind ebenfalls in dieser Zeit entstanden. Außerdem wurden ein Kamin und eine darüber liegende Räucherkammer errichtet.
Eine 3. Bauphase wurde mit der stattlichen Erweiterung durch einen neuen Wohn-Wirtschafts-Trakt um 1908 eingeleitet. Es entstand eine kompakte, geschlossene Hofanlage, wie sie heute noch vorhanden ist. Ausgeführt wurde diese Erweiterung in der Architektursprache dieser Zeit in Massivbau- und Fachwerkbauweise in Kalksandstein. Die nordwestliche Kammer wurde in den 20iger Jahren ebenfalls mit einer Schablonenmalerei ausgestattet.
Die Restaurierung der Schablonenmalerei in Stube und Alkoven und der Kammer der dritten Bauphase sind der Anlass für die diesjährige Verleihung der Plakette für die vorbildliche Gebäudesanierung des Rundlingsvereins. Die Maßnahme wurde zum Teil durch das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege gefördert.
Geehrt wird diese Maßnahme nicht nur für die Ausführung der Malerei, sondern ganz besonders auch für die restauratorischen Vorarbeiten.
Vor der Maßnahme wurde eine Bestandsaufnahme durchgeführt, die über die unterschiedlichen Bauphasen und Befunde Aufschluss gab. Die Entscheidung, welcher Zustand wieder hergestellt werden sollte, erfolgte nach der Analyse der unterschiedlichen Farbfassungen.
Das Ergebnis zeigt die Restaurierung der in Teilen noch vorhandenen dritten Farbfassung, welche sich ungeahnt unter Schichten von neuzeitlichen Tapeten befand. Nach Freilegung der Schablonenmalerei und anschließender Reinigung, wurden größere Schadstellen gekittet, Putzfehlstellen mit Lehmputz ergänzt und störende Partien mit einer helleren, diffusionsoffenen Farbe retuschiert. Die Bereiche, in denen die Schablonenmalerei nicht mehr vorhanden war, wurden mit einem helleren, monochromen, diffusionsoffenen Farbanstrich versehen, der sich der restaurierten Schablonenmalerei bewusst unterordnet.
Entstanden ist ein Raum, der einen Eindruck der alten Wohnstube vermittelt und dennoch seine Zugehörigkeit zum 21. Jahrhundert nicht negiert. Gerade dieser Spannungsbogen von der Geschichte in die heutige Zeit hinein zeigt eine bespielgebende Vorgehensweise, die das kulturelle Erbe für die Nachwelt lesbar macht und so eine identitätsstiftende Wirkung erzielt.

Lüchow, den 12. September 2015
Kerstin Duncker.

 

 

 

 

 

 


Der beratende Restaurator Konrad Wiedemann bietet in seinen Berichten weitere Information über die Geschichte des Anwesens und die erhaltensorientierte Restaurierung durch Frau von Redecker:
Befundbericht.pdf             und             Restaurierungsbericht.pdf
 
   

Ilka Burkhardt-Lienig, Mariann von Redecker, Kerstin Duncker