Vorbildliche Sanierung 2007

Objekt: Hofanlage
Standort: Salderatzen Nr. 3
Eigentümer: Heinz Laing

 

Die Jury
Susanne Gnade, Dr. Fritz Monke,
Ralf Pohlmann, Jürgen Weinhold

Ansicht

Erscheinungsbild und Nutzung
“Haus der Überraschungen" nannte der Bauherr Heinz Laing die Hofanlage. Und das hat seinen Grund. Am Anfang stand die Entkernung des ab 1900 errichteten mehrfach umgebauten Anwesens. Pläne dazu waren nicht aufzufinden. Das dadurch notwendige Aufmaß brachte erste Erkenntnisse. Bauforschung und Erzählungen formten ein ungewohntes Nutzungskonzept:

Das Erdgeschoss des Haupthauses beherbergte eine Gaststube. Dementsprechend war der Eingang mit einer reich geschmückten Haustür als Blickfang gestaltet. Anstatt des eigentlich zu erwartenden Treppenhauses war lediglich ein Stiegenansatz vorhanden. Die ehemalige Gaststube zeigt noch die ursprüngliche Deckendekoration. Die Fenster sind – der damaligen Mode entsprechend – mit einem giebelähnlichen Sturz ausgebildet, wie er auch an anderer Stelle im Landkreis auftaucht.

Keller und Bierkeller gab es auch, jedoch verhinderte hoher Grundwasserstand eine sinnvolle dauerhafte Nutzung. Der zunächst vermisste Treppenaufgang zum Tanzsaal öffnete sich unverhofft hinter einer zweiflügeligen Tür. Der davor befindliche Stiegenansatz war demontierbar, um über eine seitliche Flügeltür Separaträume mit der Veranda erschließen zu können.

Der Tanzsaal im ersten Obergeschoss entpuppte sich zumindest unter funktionalen Gesichtspunkten als nicht optimal für Gäste und Bedienung. So waren beispielsweise die Toiletten anfänglich im Stallgebäude untergebracht. Nichtsdestoweniger war der heute als Aufenthaltsraum für Gäste dienende Saal reich geschmückt. Die Wände waren in dunklen Farbtönen mit Ornamentmalerei versehen, was noch bruchstückhaft betrachtet werden kann. Die Decke ist weitgehend im Original erhalten und zeigt dekorierte Balkenuntersichten, dazwischen – auf Leinwand aufgetragen – Dekormalerei.

Die Einrichtung von Notunterkünften für Flüchtlinge nach dem Kriege 1945 führte teilweise zu Veränderungen, die auch heute noch ablesbar sind.

Neben den zahlreichen Funden aus der Entstehungszeit der Anlage gab es dann noch eine weitere Überraschung. Nachdem fast alle Räume umgebaut, renoviert und gestaltet waren, blieb noch ein kleines Nebenzimmer aufzufrischen. Das Entfernen mehrerer Tapetenschichten brachte schließlich einen Tresor zum Vorschein. Hier lagerten nun die Grundstücksakten mit allen wichtigen Verträgen und Plänen für das Haus. Überraschend auf den Gast wirkt heute das ehemalige Stallgebäude. Der heutige Eingangsbereich beherbergte früher die Gästetoiletten. Die Struktur der Stallanlage wurde beibehalten. So kann man an den Stahlstützen noch das Tierhaltungssystem ablesen. Farbgebung und Details wie die alten Türen vermitteln eine angenehme Wohnlichkeit.

Zusammenfassung
Mit der Prämierung dieser Anlage möchte der Rundlingsverein neben dem persönlichen Einsatz des Bauherrn auch die Tatsache würdigen, dass die Umnutzung der Hofanlage ein hervorragendes Beispiel für die Wiederbelebung unserer Dörfer darstellt. Zum Anderen ist sie auch ein beredtes Beispiel dafür, dass der behutsame Umgang mit historischer Substanz und deren weitgehender Erhalt immer wieder Anlass für einfallsreiche Verwendung bieten und trotzdem – oder gerade – heutigen Ansprüchen genügt.