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16. April 2014, EJZ
Ideen für jeden Rundling
Erster Entwurf des Welterbe-Tourismuskonzeptes vorgestellt
Dr. Britta Rudolff (links) und Susan Harder vom Cottbusser
Institut für Heritage Management stellten in Lpübeln einen
ersten Entwurf für das Welterbe-Tourismuskonzept vor.
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by Lübeln. Protest gab es keinen, nur Zustimmung und
ergänzende Vorschläge sowie am Ende Applaus und gar Geschenke
für die beiden Vortragenden: Einen ersten Entwurf für das
Tourismuskonzept für das mögliche Welterbegebiet der Rundlinge
haben Dr. Britta Rudolff und Susan Harder vom Institut für
Heritage Management (IHM) der Uni Cottbus am Montag auf dem
Wendlandhof in Lübeln vorgestellt. Interessiert folgten Bewohner
aus 16 der 19 Dörfer den Ausführungen. Asiatische Touristen
ziehe es auf ihrer einwöchigen Europareise kaum in die
Rundlinge, sondern vorallem in europäische Hauptstädte, per Bus
würden stattdessen "konservative Gesundheitsorientierte",
anreisen, während die "naturbegeisterten Best Ager" und "land-affinen
Familienmenschen" aus Deutschland und europäischen
Nachbarländern mit dem Auto kommen.
Rundling für Rundling stellte Dr. Rudolff Stärken und
Potenziale heraus - sowohl für die touristisch erfahrenen Dörfer
wie Lübeln, Satemin, Schreyahn und Diahren als auch am Ende für
die bisher eher wenig attraktiven wie Bausen, Granstedt und
Lensian. Ganses Bewohner wollen überhaupt keinen Tourismus -
kein Problem. Weitere Kategorien sind die verkehrlich gut
zugänglichen Rundlinge wie Güstritz, Gühlitz, Jabel, Mammoißel
und Püggen und Sackgassenrundlinge Prießeck, Bussau, Kremlin,
Köhlen, Klennow und Dolgow, die besonders verträglich entwickelt
werden müssen.
Was gibt es an Kunst und Kultur im Dorf, wo ist noch
Landwirtschaft, womöglich mit einem Hofladen, wo ist die
Bausubstanz besonders attraktiv? Wo gibt es Gasthäuser und
Ferienwohnungen, wo ein Interesse, weitere Ferienwohnungen zu
schaffen? Von welchen Dörfern aus können geführte Touren für
Wanderer, Radfahrer und Reiter starten, welche Strecken sollen
sie nehmen? Wo sollen Fahrrad- und Reiterstationen installiert
werden? Wo ist die Landschaft drumherum besonders schön? Wo gibt
es Parkplätze und Toiletten, wo müssen noch welche hin? Zu all
diesen Punkten macht das Tourismuskonzept rundlingsgenaue
Vorschläge.
Was das Thema Bustouristen angeht, sollen diese allein auf
einer Tour die Rundlinge Lübeln, Gühlitz, Jabel, Satemin,
Schreyahn, Güstritz und Dolgow ansteuern. Überhaupt Lübeln: Von
seiner Lage soll dieses Dorf das Einfallstor in die
Kulturlandschaft Rundlinge sein mit der Welterbe-Infostelle, die
die Touristen über die Attraktionen des Gebietes und über
Verhaltensweisen informiert, damit die Besucher nicht ihre Nase
an Dielenscheiben drücken.
Ziel des Welterbe-Tourismus müsse sein, dass diejenigen, die
kommen, länger als nur für einen Tag kommen, sagt Dr. Rudolff.
Die Verweildauer müsse verlängert werden, damit auch Geld in der
Region bleibe. Und deshalb müssen man den Zielgruppen
entsprechende Programme bieten - fürs ganze Jahr. Niemand wolle
nur in einer Rundlings-Ferienwohnung sitzen und auf die Fassaden
niederdeutscher Hallenhäuser schauen, meinte Dr. Rudolff.
Deshalb werden im Tourismuskonzept auch Vorschläge für Ausflüge
zu attraktiven Zielen außerhalb des Kerngebietes gemacht. In der
Diskussion kamen aus einzelnen Dörfern Vorschläge für weitere
Attraktionen: Streichelzoos angesichts des Interesses der
Städter für die Landwirtschaft, Museumsprogramme für Kinder in
Lübeln, Angebote zu erneuerbaren Energien oder alternativer
Medizin.
Die Stimmung war durchweg optimistisch: Auch die KLP habe
eine Zeit gebracht, bis sie sich zu dem entwickelt habe, was sie
heute sei, hieß es. Und andere freuten sich über ein
Zusammenwachsen in den einzelnen Dörfern. Positiv wurde
vermerkt, dass die Dörfer schon heute mehr zusammengewachsen
seien. Der Konzept-Entwurf wird auf die Internetseite
www.luechow-wendland.de gestellt, Claudia Lange im Rathaus nimmt
ergänzende Vorschläge an.
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17. Januar 2014, EJZ
»Das große Ganze sehen»
by Lüchow. In diesem Jahr entscheidet sich, ob die
Kultusministerkonferenz den Welterbekandidaten
»Kulturlandschaft Rundlinge im Wendland» an die Unesco nach
Paris weitermeldet. Klappt das, gibt es »eine 60- bis
70-prozentige Chance», dass wahrscheinlich im Jahr 2018 die
wendländischen Rundlinge in die Unesco-Welterbeliste
aufgenommen werden, sagte Dr.
Britta Rudolff vom Institut für Heritage Management der
Universität Cottbus, die für die Samtgemeinde Lüchow das
Antragsverfahren begleitet. Vor den Gästen aus Wirtschaft,
Verwaltung und Politik auf dem Neujahrsempfang der Stadt
Lüchow am Dienstag machte Rudolff deutlich, dass die
Rundlingslandschaft durchaus auf diese Liste passe, die man
sich als »Buch der Erinnerung der Menschheit an die Erde»
vorstellen müsse. Kulturlandschaften seien in diesem »Buch»
noch schwach vertreten. Und im Vergleich zu den bereits als
Welterbe anerkannten mexikanischen Agavenplantagen zur
Alkoholproduktion, seien die hiesigen Rundlinge weit
»eindrucksvoller». Jeden der Anwesenden lud Dr. Rudolff ein,
sich selbst einmal wieder auf Rundlingstour zu machen.
Schwerpunkt ihres von den Zuhörenden als interessant
empfundenen Vortrags waren die möglichen, vor allem
wirtschaftlichen Folgen einer Anerkennung durch die Unesco.
Mit dem Welterbe-Titel lasse sich wunderbar Marketing
betreiben, sagte Dr. Rudolff. Als erstes würden die örtlichen
Logos überarbeitet, um das Welterbe-Logo zu integrieren. Das
komme auch auf den Produkten zum Einsatz: »Im Mittleren
Rheintal verkauft sich Welterbe-Wein so viel besser». Im
Vergleich zu einer Altstadt habe gerade eine Kulturlandschaft
sehr viel mehr Produkte zu bieten. Wie lange man beim
Tourismus von einem Welterbe-Titel profitiere, hänge davon ab,
wie man ihn in der Werbung einsetze. Quedlinburg etwa habe ihn
»nicht gezielt vermarktet», zählte in den ersten zwei Jahren
nach der Anerkennung 50 Prozent mehr Übernachtungsgäste, und
ab dem fünften Jahr nur noch 15 Prozent mehr.
Kassel-Wilhelmshöhe befinde sich gerade im »Welterbe-Rausch»
mit bis 8000 Besuchern täglich. Und die Zeche Zollverein in
Essen betreibe »aggressives Marketing» statt 8000 Besuchern
kommen nun 1,5 Millionen Besucher pro Jahr. »Wenn man es
richtig nutzt und den Welterbetitel mit Kultur verbindet, kann
man eine deutliche Attraktivitätssteigerung erreichen», sagte
Rudolff.
Wichtig sei, den Welterbe-Titel nicht nur isoliert zu
sehen, sondern ihn auch über die Kernzone hinaus ausstrahlen
zu lassen - im Fall des Wendlands nannte sie die Stichworte
Bioenergieregion, Naturschutz, Kulturtourismus, Einzelhandel,
Landwirtschaft, Partizipation, Leben in der Gemeinschaft. Wenn
auf Dauer mehr Besucher kommen, werde das auch demografische
Auswirkungen auf die Re- gion haben: auf den Einzelhandel
nicht nur im Mittelzentrum Lüchow, auf neue Nutzungen für
leerstehende Gebäude in den Dörfern, auf Arbeitsplätze. Es
gehe nicht nur um die 19 Rundlinge, sondern »um das große
Ganze», eine »Modellregion Welterbe».
Zurzeit arbeite werde an dem Managementplan gearbeitet:
Dabei suche man unter anderem nach Lösungen, um die
Besucherströme zu lenken, ein Ziel sei auch die Verbesserung
des öffentlichen Nahverkehrs - auch auf der Schiene. Rudolff
verwies darauf, dass ein Welterbe-Titel auch Geld bringe:
Knapp 300 Millionen Euro seien in den vergangenen vier Jahren
in 35 deutsche Welterbestätten geflossen. Ihren Zuhörern riet
sie, schon den Kandidaten-Status zu nutzen. Die mögliche
Aufnahme in die deutsche Tentativliste in diesem Jahr werde
nationale und internationale Aufmerksamkeit bringen - eine
Chance, die man nicht verstreichen lassen sollte.
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EJZ vom 10.9.2013
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