Eigentümer: Eckhard und Manuela Carmincke,
Termin: 7.6.2011,
Besichtigt von Knut Hose und Dirk Wübbenhorst
Das Gebäude befindet sich in einem guten
Erhaltungszustand, verschiedene frühere Schäden wurden im Lauf der
Jahrhunderte solide repariert bzw. durch grundlegende Umbauten
ersetzt. Möglich war die äußere Besichtigung sowie die Begehung
des Dachbodens einschließlich des vermutlich im 19. sowie frühen
20.Jahrhundert durch einziehen tieferer Decken entstandenen
Zwischenbodens.
Baugeschichte
Das Gebäude wurde vermutlich nach der 1592 erfolgten Übergabe des
Ritterguts derer v.d.Berge an das Fürstentum Dannenberg als Teil
des nun eingerichteten fürstlichen Vorwerks errichtet. |
Rechts erkennbar der nahe Gümser See
|
Der Bestand legt nahe, daß es sich um ein Zweiständerhaus
handelte. Ein größerer früher Umbau erfolgte vermutlich infolge
eines Abrutschens der nördlichen Kübbung in den angrenzenden
Gümser See.
Ein größerer datierter Umbau erfolgte 1829 (i), das überkommene
Fragment wurde im Sinne eines Dreiständerhauses umgebaut. Als
letzter größerer Umbau erfolgte vermutlich um 1900 die Erneuerung
der südlichen Kübbung sowie die Anlage eines
Giebelerkers, der allerdings ohne innere räumliche Entsprechung
blieb.
Zwischen diesen größeren Maßnahmen fanden weitere Veränderungen
und Ergänzungen statt, die aber im Einzelnen nur schwer
einzuordnen sind, insbesondere konnte anlässlich der Begehung nur
eine sukzessive Veränderung der Raumstruktur festgestellt werden,
ohne diese in ihren Abläufen eindeutig zuordnen zu können.
Erhaltene bauzeitliche Bauteile
Der westliche Giebel ist in großen Teilen bauzeitlich erhalten,
bedeutsam vor allem Erdgeschossrähm, Stichbalkenlage mit
unterstützenden Knaggen und Füllhölzern mit geschnitzten
Ornamenten der Spätrenaissance, in dieser Form einmalig im
ländlichen Bauen des Wendlands.
Vermutlich ebenfalls bauzeitlich: Deckenbalken sowie Sparren mit
doppelten, angeblatteten Kehlbalken, bis auf die jetzigen
östlichen Giebelsparren aus Kiefernholz; der Verbindung nach
bauzeitlich, dem Material nach eher etwas später zu vermuten. Eine
dendrochronologische Datierung des Dachwerks wäre wünschenswert.
Die heutige nördliche Außenwand ist sicher die ursprüngliche
Hauptständerreihe der Dielenwand, ergänzt um Zwischenstiele;
bemerkenswert der Erhalt des Luchtriegels.
Beim Umbau 1829 wurde das bauzeitliche Sparrenpaar als
Giebelsparren integriert. Angesichts der Verwendung recht krummen
Holzes handelte es sich hier vermutlich ursprünglich nicht um
Giebelsparren, so daß anzunehmen ist, dass das Gebäude ursprünglich
mindestens ein Fach länger war.
Umbauten
Wie oben beschrieben erfolgten mehrere grundlegende Umbauten, die
dem Augenschein nach jeweils zeittypische Maßnahmen ihrer Bauzeit
darstellen. Auf die nähere Beschreibung wird hier verzichtet.
Bauzeitliche Raumstruktur
Aus dem Bestand kann auf ein Zweiständerhaus beachtlicher Größe
geschlossen werden. Vorhanden sind noch 12 (?) Fache, auszugehen
ist von einer ursprünglichen Länge von 13 Fachen.
Besonders hervorzuheben ist das eindeutige Fehlen eines
Wohnfaches: direkt am westlichen Giebel war das Flett, wie der
erhaltene Luchtriegel ausweist. Damit liegt bei beiden im Wendland
bisher nachgewiesenen erhaltenen Gebäude des 16.Jhs. (dieses sowie
Siemen Nr.5) das Flett ohne Wohnteil direkt an der, in diesem Fall
sehr aufwendig gestalteten Außenwand.
Feuerstelle/Herdraum
Die ursprüngliche Lage des Herdfeuers konnte nicht näher bestimmt
werden, ebenso fehlen räumliche Durchbildungen, die eine auch hier
vermutete Hohe Küche wahrscheinlich machen. Einziger Hinweis ist
ein (nachträglich?) abgesägter und in der Schnittfläche verrußter
Stichbalken. Hinweise auf eine Trennwand im Dachgeschoß fehlen.
Auffällig ist aber die Versottung des hinteren Bereichs der
Dielendecke sowie der vom Zwischenboden sichtbaren Bereiche der im
19.Jh. neu ausgefachten Außenwände sowie einer
zeitgleichen Innenwand. Unerklärlich ist die scharfe Abgrenzung
des versotteten zum nicht versotteten Bereich der nördlichen
Außenwand ohne Hinweise auf eine raumbegrenzende Wand.
Ebenso sind im Dachraum die starken Versottungen auf den
ehemaligen Flettbereich begrenzt, ohne daß eine Abschottung
erkennbar wäre. Im sonstigen Dachbereich ist eine Versottung nur
oberhalb der Kehlbalken feststellbar, abnehmend bis zum völligen
Fehlen mit der Entfernung von der Feuerstelle.
Zusammenfassung
Bis auf die Altersbestimmung der Balken und Sparren scheint das
Gebäude zur Zeit ausgeforscht, zumal die jetzt noch zugänglichen
relevanten Bereiche oberhalb der Erdgeschoßdecke vermutlich auch
in Zukunft beforschbar bleiben. Sollte hier baulich eingegriffen
werden, wäre allerdings eine baubegleitende Forschung
wünschenswert.
|