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IGB Wendland   Veranstaltungen  Hausforschung:   Güstritz, Gümse, Pisselberg


Ehemaliges Zweiständerhaus von ca. 1593

in Gümse
Verfasser Knut Hose

 

 
Eigentümer: Eckhard und Manuela Carmincke,
Termin: 7.6.2011,
Besichtigt von Knut Hose und Dirk Wübbenhorst

 

Das Gebäude befindet sich in einem guten Erhaltungszustand, verschiedene frühere Schäden wurden im Lauf der Jahrhunderte solide repariert bzw. durch grundlegende Umbauten ersetzt. Möglich war die äußere Besichtigung sowie die Begehung des Dachbodens einschließlich des vermutlich im 19. sowie frühen 20.Jahrhundert durch einziehen tieferer Decken entstandenen Zwischenbodens.

 

Baugeschichte
Das Gebäude wurde vermutlich nach der 1592 erfolgten Übergabe des Ritterguts derer v.d.Berge an das Fürstentum Dannenberg als Teil des nun eingerichteten fürstlichen Vorwerks errichtet.


Rechts erkennbar der nahe Gümser See

Der Bestand legt nahe, daß es sich um ein Zweiständerhaus handelte. Ein größerer früher Umbau erfolgte vermutlich infolge eines Abrutschens der nördlichen Kübbung in den angrenzenden Gümser See.

Ein größerer datierter Umbau erfolgte 1829 (i), das überkommene Fragment wurde im Sinne eines Dreiständerhauses umgebaut. Als letzter größerer Umbau erfolgte vermutlich um 1900 die Erneuerung der südlichen Kübbung sowie die Anlage eines Giebelerkers, der allerdings ohne innere räumliche Entsprechung blieb.

Zwischen diesen größeren Maßnahmen fanden weitere Veränderungen und Ergänzungen statt, die aber im Einzelnen nur schwer einzuordnen sind, insbesondere konnte anlässlich der Begehung nur eine sukzessive Veränderung der Raumstruktur festgestellt werden, ohne diese in ihren Abläufen eindeutig zuordnen zu können.

Erhaltene bauzeitliche Bauteile
Der westliche Giebel ist in großen Teilen bauzeitlich erhalten, bedeutsam vor allem Erdgeschossrähm, Stichbalkenlage mit unterstützenden Knaggen und Füllhölzern mit geschnitzten Ornamenten der Spätrenaissance, in dieser Form einmalig im ländlichen Bauen des Wendlands.
Vermutlich ebenfalls bauzeitlich: Deckenbalken sowie Sparren mit doppelten, angeblatteten Kehlbalken, bis auf die jetzigen östlichen Giebelsparren aus Kiefernholz; der Verbindung nach bauzeitlich, dem Material nach eher etwas später zu vermuten. Eine dendrochronologische Datierung des Dachwerks wäre wünschenswert.
Die heutige nördliche Außenwand ist sicher die ursprüngliche Hauptständerreihe der Dielenwand, ergänzt um Zwischenstiele; bemerkenswert der Erhalt des Luchtriegels.
Beim Umbau 1829 wurde das bauzeitliche Sparrenpaar als Giebelsparren integriert. Angesichts der Verwendung recht krummen Holzes handelte es sich hier vermutlich ursprünglich nicht um Giebelsparren, so daß anzunehmen ist, dass das Gebäude ursprünglich mindestens ein Fach länger war.

Umbauten
Wie oben beschrieben erfolgten mehrere grundlegende Umbauten, die dem Augenschein nach jeweils zeittypische Maßnahmen ihrer Bauzeit darstellen. Auf die nähere Beschreibung wird hier verzichtet.

Bauzeitliche Raumstruktur
Aus dem Bestand kann auf ein Zweiständerhaus beachtlicher Größe geschlossen werden. Vorhanden sind noch 12 (?) Fache, auszugehen ist von einer ursprünglichen Länge von 13 Fachen.
Besonders hervorzuheben ist das eindeutige Fehlen eines Wohnfaches: direkt am westlichen Giebel war das Flett, wie der erhaltene Luchtriegel ausweist. Damit liegt bei beiden im Wendland bisher nachgewiesenen erhaltenen Gebäude des 16.Jhs. (dieses sowie Siemen Nr.5) das Flett ohne Wohnteil direkt an der, in diesem Fall sehr aufwendig gestalteten Außenwand.

Feuerstelle/Herdraum
Die ursprüngliche Lage des Herdfeuers konnte nicht näher bestimmt werden, ebenso fehlen räumliche Durchbildungen, die eine auch hier vermutete Hohe Küche wahrscheinlich machen. Einziger Hinweis ist ein (nachträglich?) abgesägter und in der Schnittfläche verrußter Stichbalken. Hinweise auf eine Trennwand im Dachgeschoß fehlen.
Auffällig ist aber die Versottung des hinteren Bereichs der Dielendecke sowie der vom Zwischenboden sichtbaren Bereiche der im 19.Jh. neu ausgefachten Außenwände sowie einer
zeitgleichen Innenwand. Unerklärlich ist die scharfe Abgrenzung des versotteten zum nicht versotteten Bereich der nördlichen Außenwand ohne Hinweise auf eine raumbegrenzende Wand.
Ebenso sind im Dachraum die starken Versottungen auf den ehemaligen Flettbereich begrenzt, ohne daß eine Abschottung erkennbar wäre. Im sonstigen Dachbereich ist eine Versottung nur oberhalb der Kehlbalken feststellbar, abnehmend bis zum völligen Fehlen mit der Entfernung von der Feuerstelle.

Zusammenfassung
Bis auf die Altersbestimmung der Balken und Sparren scheint das Gebäude zur Zeit ausgeforscht, zumal die jetzt noch zugänglichen relevanten Bereiche oberhalb der Erdgeschoßdecke vermutlich auch in Zukunft beforschbar bleiben. Sollte hier baulich eingegriffen werden, wäre allerdings eine baubegleitende Forschung wünschenswert.

 

 

Untersuchungsprotokoll-Gümse-1590.pdf